THE DIRT

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Ich möchte anmerken, dass in dem Film kein einziges Mal auf dem Bubenklo geraucht wird. Das geht ja gar nicht. Da sieht man wieder, was für die Amerikaner die wahren Exzesse sind. Ozzy Osbourne als Ameisenbär und kurz danach bei der inneren Anwendung von Eigen- und Fremdurin wird schonungslos ins Bild gebracht – und die Szene verlangt dem Zuschauer, der sich vor dem Film nicht vorsichtshalber den Magen hat absaugen lassen, tatsächlich einiges ab. Ebenso die regelmäßige aktive Magenentleerung und die Heroindegustationen der lebendigen Perücken- und Schmink-Puppen von Mötley Crüe. Aber geraucht werden darf nix. Ja, die 80er waren halt Sodom und Gomorra. Aber ernsthaft: Wenn eine – offenbar autorisierte – Filmbiografie der Kiss für Arme ausgerechnet die Moritat vom rauchenden Buben nicht bringt, was bleibt dann noch übrig? Ein ähnlicher Schas wie WALK THE LINE nur mit vier Junkie-Clowns statt einem Mann in Schwarz.

Wie bei den meisten Musiker-Biografien ist es traurig, wie langweilig, unambitioniert und ereignislos deren Leben ist/war, wenn man alle Drogenstories weglässt. Das war zuletzt schon bei BOHEMIAN RHAPSODY das Problem, aber da hat der Film gut daran getan, sich mehr auf die Musik zu konzentrieren und einfach die passende Spotify-Playlist mit den meisten Followern hübsch zu bebildern. Und hat funktioniert. Wenn man sich bei den Kajagoogoo mit Gitarren auf die Songs konzentrieren würde, wäre der Film nach einer Viertelstunde zu Ende. Da hilft es auch nicht mehr, wenn sie die Haare schön haben, sich ein Winnetou-Gedächtnis-Tuch um die Stirn wickeln und die Hosen auf das ausgemergelte Gestell sprühen. Die Musik war etwas härter, als ich das in Erinnerung hatte, aber mit Ramsey Bolton an der Gitarre, muss das wohl so sein. Wer´s braucht.

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USA 2019. Regie: Jeff Tremaine. Buch: Amanda Adelson, Rich Wilkes. Darsteller: Douglas Booth, Machine Gun Kelly, Daniel Webber, Iwan Rheon, Pete Davidson, David Costabile. 107 min.

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