DESTROYER

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Karyn Kusama hat mit GIRLFIGHT einen meiner absoluten Lieblingsfilme gemacht (mindestens All-Time-Top 20), das war aber schon im Jahr 2000, und seither schafft sie es leider nicht, das damit gegebene Versprechen einzulösen. So nah wie diesmal war sie noch nie, aber der richtig große Treffer ist es wieder nicht geworden.

Die Kidman kommt auf so marod geschminkt daher, als möchte sie jeden Moment der Qiqi zu einem letzten Tänzchen auf den Zentralfriedhof entführen. Angeblich war sie ja einige Zeit während der Dreharbeiten wirklich schwer angeschlagen, das würde erklären, warum die Gesichtsfarbe in manchen Szenen von hell- zu dunkelgrau wechselt. Es ist das so eine typische Darstellung, die in den Kritiken immer als mutig und uneitel bezeichnet wird, aber letzteres darf doch sehr bezweifelt werden. Und ja, sie trägt zur bedrückenden und angespannten Atmosphäre bei, kommt aber bei aller Ambition doch mehr als Stunteinlage denn als realistische Darstellung rüber. Die Figur mag nicht so wirklich überzeugen. Da ist die verjüngte Kidman in den Rückblenden lebendiger, im doppelten Sinne.

Der Film ist wunderbar gefilmt und geschnitten, Kusama beweist, dass sie das Medium optisch fester im Griff hat als die meisten. Die Story schlägt grandiose Haken durch zwei Zeitebenen, der finale Twist erklärt alles, was einen vorher irritiert hat, ist auch sauber umgesetzt, grenzt aber hart an Betrug. Ich kann nicht den Finger darauf legen, warum der Film als Ganzes nicht so gut funktioniert, wie er müsste –  ist es nur die Zombie-Kidman, die einen zu sehr ablenkt und rausreißt, oder ist es, weil der Film zwar geschickt Erwartungshaltungen aufbaut und unterläuft aber gerade deshalb am Ende einige Enttäuschung zurückbleibt? Eine schöne Fingerübung, auf der Frau Kusama hoffentlich aufbauen kann.

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USA 2018. Regie: Karyn Kusama. Buch: Phil Hay, Matt Manfredi. Darsteller: Nicole Kidman, Sebastian Stan, Toby Kebbell, Jade Pettyjohn, Tatiana Maslany, Scoot McNairy. 121 min.

 

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