IRON SKY: THE COMING RACE

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Also bitte, ich sag´s gleich: Ich bin der Genfer Konvention für guten Geschmack und politische Korrektur nicht beigetreten. Und wenn ich einmal beitreten sollte, dann nur unter dem Vorbehalt, dass man über alles lachen kann und jeden verarschen kann, wenn er´s nur verdient. Deswegen darf und soll man auch über Nazis lachen. Schon weil sie das nicht leiden können. Und die, die meinen, dass man nicht über Nazis lachen darf, die haben aber meist kein Problem, wenn man z. B. über die Spanische Inquisition lacht. Und da gäbe es eigentlich auch nichts zu lachen, zumal die dahinter stehende Verbrecherorganisationen noch immer froh und kregel ist, auch hoch angesehen und akzeptiert. Von dem her: Nazis in UFOs auf der dunklen Seite des Mondes, Sarah Palin im Weißen Haus, Hitler auf einem T-Rex, Wolfgang Kortzfleisch und Renate Richter, Einstieg in die hohle Erde in der Antarktis und Putin und das blade Kind aus Nordkorea als Reptilien – ja bitte (aber nur im Film)!

Den Trailer hätte ich mir fast nicht bis zum Ende angeschaut, so genial war der, und ich wollte mir nichts spoilern. Eine melancholischer Laibach-Song im Hintergrund, Präsidentin Sarah Palin am Fenster des weißen Hauses, in ihren Augen spiegelt sich der Obelisk des Washington Monuments so vor einem aufsteigenden Atompilz, dass ihre Augen kurz wie die eines Reptils aussehen, sie wird mit dem Hubschrauber in die Arktis geflogen und steigt vor den Augen eines zu Recht entgeisterten Pinguins in die Hohlwelt hinab. Beste Szene des Jahres, jetzt schon.

Leider aber die erste von nur zwei wirklich guten Einlagen im Film. Mir kommt vor, dass dieses Intro schon lange vor dem eigentlichen Film als Teaser für potenzielle Produzenten oder für das Crowd Funding gedreht wurde. Der restliche Film kann an diese in einem bombastisch und subtile  Inszenierung nicht anschließen. An die Stelle der schön geschmacklosen, gleichzeitig aber auch treffsicheren und bitterbösen Satire des ersten Films (IRON SKY von 2012) tritt postapokalyptischer Hauruck-Humor mit aufdringlichen, allzu vorsätzlichen Trash-Elementen. Diese Geschichte hätte man so auch mit anderen Figuren erzählen können. Und so vergeht einem das Lachen, bevor man noch zum ersten Mal Heil Kortzfleisch rufen kann.

Dabei haben sich unsere Trash-Finnen zwei der schönsten Verschwörungstheorien  überhaupt in ihre Kalakukko gestopft, nämlich die Hohlwelt und die Reptiloiden. Was hätte man daraus machen können! In der Hohlwelt schaut´s aber wieder einmal aus wie in ICE AGE 3, das ist auch alles viel zu schlicht und phantasielos inszeniert. Mit den Reptiloiden war es zugegebenermaßen schwieriger, weil die Theorie von Vornherein so superdämlich, unlogisch und in sich unschlüssig ist. Diese Story muss einem unter den Händen zerfallen. Immerhin sind die Szenen mit den abgestürzten Aliens in der Kreidezeit recht gelungen, und die Geschichte von Adam und Eva wurde noch nie so schön interpretiert. Aber wenn jetzt alle Bösen Reptiloiden waren, haut man sich im Nachhinein den ersten Film zusammen und nimmt ihm die Schärfe.

Schade drum. Im nächsten Teil geht es wohl um Kommunisten auf dem Mars, ob das was wird?

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 FIN/D/B 2019. Regie: Timo Vuorensola. Buch: Dalan Musson, Timo Vuorensola. Darsteller: Lara Rossi, Vladimir Burlakov, Udo Kier, Kit Dale, Tom Green, Julia Dietze. 90 min.

 

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